Zauberella und das verbotene Haus (Serie)

Episode 9 - Beim Barte des Tautalus

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Zauberella war ein ganzes Stück weit gelaufen. Die Waldstraße schien einfach kein Ende zu nehmen. Mittlerweile war Quietscher ausgeruht und surrte leise neben der kleinen Fee umher. Einen Kommentar zu ihrem grauenhaft genialen Plan hatte er sich jedoch verkniffen. Denn die Laune der Wunschfee war mittlerweile nicht mehr so berauschend. Die positive Stimmung hatte sich in Frust gewandelt. Langsam aber sicher taten ihr die Füße weh. „Das kann doch nicht wahr sein!“, meckerte sie vor sich hin, „Haben wir die einzige Straße erwischt, die nirgendwohin führt?“

Um die Füße etwas zu entlasten flog sie ein Stück. Aber das machte es auch nicht besser. Die kleine Fee war müde. Sie hatte gefühlt eine Ewigkeit nicht mehr geschlafen. Dementsprechend war sie leicht zu reizen, was in Verbindung mit der geheimnisvollen Kraft in ihr – im wahrsten Sinne des Wortes –  ein Spiel mit dem Feuer war.

Plötzlich erspähte sie in der Ferne etwas Komisches. Da bewegte sich etwas auf der Straße! Ein Strahlen huschte ihr übers Gesicht. Na endlich, dachte sie. Aber was war das? Ein Holzkarren? Sie flog näher heran.

Tatsächlich, es war ein kleiner Schubkarren. Doch was zog den Karren hinter sich her? Zauberella flog etwas höher und erkannte nun eine Zipfelmütze, die sich abwechselnd nach links und rechts bewegte. Das musste ein Zwerg sein, oder? Hatte der Baum nicht von Zwergen gesprochen, die im großen Aufruhr tapfer gekämpft hätten? Freudig flog die kleine Fee auf den munteren Gesellen zu in der Hoffnung, einen neuen Gefährten gefunden zu haben. „Hey!“, rief sie, „warte mal!“

Der Zwerg drehte sich um. Als er Zauberella sah, ließ er den Karren jedoch stehen und nahm die Beine in die Hand. „Geh weg!“, rief er, während er hektisch versuchte der Fee zu entkommen. „Lass mich in Ruhe!“

Dunkelwald Waldweg mit Holzkarren und fliehendem Zwerg - Geschichte: Zauberella und das verbotene Haus; Episode 9 - Beim Barte des Tautalus; Autor: Jens Pätz; Website: schlummerienchen.de

Zauberella war verärgert! Was sollte das? Sie war unendlich weit gelaufen. Ihr taten die Füße weh. Sie war müde und ihr Magen knurrte. Diese Strapazen nahm sie auf sich nur weil sie angeblich die Einzige sein sollte, die gegen die Dunkelheit antreten könne – was bestimmt nicht ihr Plan gewesen ist, als sie loszog. Und jetzt, wo sie endlich auf jemanden traf, konnte der kleine Kerl nicht mal kurz stehen bleiben? Energisch schoss sie auf ihn zu. „Ah!“, schrie der Zwerg und ließ sich auf den Boden fallen. Dort lag er nun und hielt sich die Hände über den Kopf. Zauberella landete direkt neben ihm. Die kleinen Ärmchen verärgert in die Hüfte gestemmt und mit dem Fuß wippend stand sie da. Der Zwerg lag vor ihr auf dem Waldweg und bewegte sich nicht mehr. Die kleine Fee war verwundert und schaute ihn einfach nur an. Was sollte das werden? Dann hörte sie ein leises Flüstern. „Ist sie weg?“, flüsterte der kleine Kerl zu sich selbst und schmulte langsam durch seine Finger hindurch. Als er Zauberella vor sich stehen sah, schrie er wieder und verschanzte wieder seine Hände über dem Kopf.

„Was machst du denn da?“, fragte Zauberella genervt. Langsam rutschten die Hände des Zwerges nach unten. „Ich verstecke mich?“, antwortete er schon fast fragend. „War das eine Frage oder eine Antwort?“, fragte Zauberella verwirrt. „Eine Antwort?“ antwortete der drollige kleine Geselle schon wieder fragend. „Ach, das ist doch albern!“, rief Zauberella, „Wovor hast du denn Angst?“ „Vor dir!“ antwortete der Zwerg und zeigte auf die kleine Fee. „Vor mir?“ entfuhr es Zauberella überrascht. Sie musste schmunzeln, dass es wirklich jemanden gab, der vor ihr Angst hatte. „Wieso das denn?“

Da mischte sich plötzlich eine weitere Stimme ein: „Weil du offensichtlich keine Dunkelfee bist - du Dummerchen! Also kannst du auch nicht aus dem Dunkelwald sein!“

Zauberella drehte sich erschrocken um. „Was? Wer ist da?“ rief sie, konnte aber niemanden sehen! Auch der Zwerg schaute nun hoch und auch Quietscher surrte im Kreis. Dann raschelte es in einer Baumkrone. Aus dem Grün des Baumes fiel etwas nach unten auf einen Pilz. Es war ein Mädchen mit spitzen Ohren und dunkler Kleidung. Sie sah überhaupt etwas dunkel aus. „Zwerge sind total abergläubisch!“, sagte das dunkle Mädchen und verdrehte ihre Augen. Dann rief sie: „Hey du, Zwerg! Die Fee dort ist an einem 13. des Blutmondes geboren.“ Der Zwerg sprang sofort auf. Er war wie ausgewechselt. „Was? Wirklich? Beim Barte des Tautalus. Weiche von mir!“ Im selben Moment fing das finstere Mädchen - mit den spitzen Ohren - an zu lachen. „Ha, ha, ha! Siehst du?“, rief sie jauchzend, „armseelig oder?“

Zauberella gefiel es nicht, wie das Mädchen mit anderen umsprang. „Hör auf damit!“, rief sie, „Ich bin nicht am 13. geboren! Und was soll bitte ein Blutmond sein?“ Mit Beendigung des Satzes konnte man dem Zwerg regelrecht die Erleichterung ansehen. Er fasste sich an die Brust und schnaufte: „Oh mein Herz! Tautalus sei Dank!“

Das dunkle Mädchen aber rutschte vom Pilz hinunter und machte sich die Hände sauber. „Ach was.“, sagte sie dabei, „Jetzt sind wir plötzlich wieder eine gute Fee, ja? Es ist gar nicht mal so lange her, da wolltest du den ganzen Wald anzünden!“ Der Zwerg quietschte vor Schreck. Zauberella schaute ihn verwundert an und auch Quietscher legte sich schief, denn mit diesem hellen Ton hätte der Zwerg sogar dem kleinen Funken Konkurrenz machen können.

„Nein, das stimmt gar nicht“ schüttelte die kleine Fee den Kopf. „Ach nein?“, rief das dunkle Mädchen und ging auf Zauberella zu. „Dann erzähl doch mal, wie du den Phönix beschworen hast.“ Das war zu viel für den Zwerg. „Ph, Phö, Phönix?“ stotterte er noch, dann rollten seine Augen einmal im Kreis und er viel in Ohnmacht.

Zauberella wurde langsam wirklich wütend. Was sollte das? Wer war dieses Mädchen? Und warum wusste sie so viel? „Was willst du von mir?“, brüllte die kleine Fee aufgebracht. „Wow, wow, wow! Ganz ruhig blonde Prinzessin!“, redete das Mädchen beruhigend auf Zauberella ein, „Wir wollen doch nicht, dass du gleich wieder irgendetwas in Brand setzt!“ Inzwischen war sie Zauberella ganz nah gekommen. „Aber wenn du mich schon fragst, was ich will“, flüsterte sie nun, „Wie wäre es mit dieser Kette, die du da um deinen hübschen kleinen Hals trägst.“ Zauberella tastete ihren Hals ab. „Kette?“, fragte sie verwundert, „Ich trage keine Kette!“

Das Mädchen stockte. Dann legte sie ihren Kopf schief. „Ach was! Du weißt es gar nicht!“ Dann tippte sie mit den Fingern nachdenklich auf ihre Lippen. „Natürlich nicht. Du kannst sie noch nicht mal sehen, oder? Habe ich recht?“ Offensichtlich beeindruckt brach sie in Gelächter aus. „Wow!“, rief sie, „Ist … das … genial!“

Mitten im lauten Gelächter des Mädchens riss nun eine weitere Stimme Zauberella aus ihren Gedanken. „Rupold! Beim Barte des Tautalus, was ist hier los?“ Ein stämmiger Spitzzwerg kam aus dem Dickicht des Waldes geschossen. „Was habt ihr mit ihm gemacht?“, rief er zornig - mit einer Axt in der Hand. Sofort wedelte Zauberella unschuldig mit den Händen. „Gar nichts! Das komische Mädchen hat ihm Angst gemacht. Er ist einfach umgefallen.“

Der Zwerg rannte blindlinks zu seinem Freund und kniete sich nieder. „Komisches Mädchen?“, fragte er beiläufig, „Das ist doch kein komisches Mädchen. Das ist eine Dunkelelfe. Wo kommst du her, dass du keine Dunkelelfen kennst?“ Dann schaute er das Mädchen an und fuchtelte mit seinen Armen in der Luft herum, als wolle er einen Vogel verscheuchen. „Verschwinde hier, Monelina! Hier gibt es nichts für dich zu holen!“

Das Mädchen zog die Augenbrauen hoch und drehte sich eingeschnappt um. „Na gut“, sagte sie in einem fast schon überlegenen Ton, „Wenn ihr meint, ihr kommt mit der Prophezeiung alleine zurecht?“ Der Zwerg tätschelte die Wange seines Freundes. „Rupold, Rupold! Zwergnase du Angsthase! Werd wach!“ Dann verstand er erst langsam, was Monelina gesagt hatte. „Was hast du da gesagt? Prophezeiung? So ein Blödsinn! Das habe ich ja zuletzt als Kind gehört“, sagte er und schaute zu Zauberella hinüber. Dann erschrak er. „Potz Blitz! Du … du bist nicht von hier!“, rief er und fiel erstaunt auf seinen Hintern.

„Scharf beobachtet!“, quiekte Monelina vergnügt und Zauberella schüttelte den Kopf. „Nein, ich komme aus dem Feenland“, bestätigte die kleine Fee.

Jetzt öffnete Rupold langsam wieder seine Augen und flüsterte: „Goran? Bist du das?“ Aber Goran hatte gerade anderes zu verdauen. „Dann bist du … die Fee der Aureole?“, fragt Goran unglaubwürdig. Als Rupold Goran das sagen hörte, schaute er erschrocken zur kleinen Fee hoch. „Fee der Aureole?“, hauchte er erschrocken. Danach schaute er zu Goran rüber. „Sagtest du Fee der Aureole?“ fragte er panisch mit heller Stimme. Dann verdrehten sich wieder seine Augen und er wurde schon wieder ohnmächtig.

Zauberella zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht!“, antwortete sie, „Ich vermute es nur!“ Goran bekam kein Wort mehr heraus. Das waren alles immer nur Märchen, Geschichten, die die Großeltern ihren Enkeln erzählten. Aber welchen Sinn würde es sonst machen, dass plötzlich eine Fee des Feenwaldes vor ihm stand. Goran war wie erstarrt. Er konnte es nicht fassen.

„Du weißt es nicht?“ quiekte plötzlich das dunkle Mädchen wieder vergnügt. „Oh man! Das wird ja immer besser!“ Dann riss sie die Arme hoch. „Du hast einen riesigen Phönix beschworen! Als Fee im Dunkelwald, wo es keine Feenmagie gibt! Und du weißt es nicht?“ Gorans Augen wurden immer größer. „Du hast einen Feuerzauber gesprochen?“, fragte er erstaunt, „Einen so mächtigen Feuerzauber?“

Das dunkle Mädchen verdrehte ihre Augen. „Einen so mächtigen Feuerzauber?“, äffte sie den Zwerg überzogen nach, „Oh wie förmlich wir doch sind! Krass, ja man! Einen riesen Feuerflügler! Ohne Übung! Das war vielleicht eine heiße Vorstellung!“ Dann sprang Monelina aufgeregt von einen Fuß auf den anderen. „Oh … oh … und nicht zu vergessen dieses Spuk-Spektakel mit dem dunklen Zauberer! Oh, man, das war wirklich eine Zugabe!“

Jetzt sprang Goran auf. Die Neuigkeiten hatten dem Zwerg wacklige Beine verpasst, so, dass er sich nur schwer auf seinen Füßen halten konnte. „Du hast den dunklen Zauberer gesehen?“, fragte er ängstlich und Zauberella nickte. „Ich habe den großen Aufruhr gesehen“, erzählte sie, „Und am Ende griff plötzlich eine dunkle Gestalt nach mir. Ich denke das war er.“

Goran tastete nach dem Holzkarren hinter sich, um sich zu setzen. „Beim Barte des Tautalus! Dann stimmt es also“, sagte er, „Das erste Omen hat dich zu uns geschickt. Was machen wir jetzt nur?“ Dann schaute er Zauberella an: „Du musst zum Rat der Ältesten!“, sagte er hektisch, „Das ist der einzige Weg!“

Und wieder mischte sich Monelina laut lachend ein. „Dass ich nicht lache! Der Rat der Ältesten? Dein ernst? Lauter alte Grummelbärte, denen der Mumm fehlt, selbst etwas zu unternehmen! So ein Blödsinn! Sie muss lernen zu kämpfen und sonst nichts! Und zwar schnell! Aber was weiß ich schon!“

„Gar nichts weißt du!“, brüllte Goran aufgebracht, „Schweig endlich! Und verschwinde zu deines Gleichen!“ Doch das dunkle Mädchen ließ sich nicht verjagen. „Oh nein, mein Freund. Das kannst du gleich abessen! Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich unsere einzige Hoffnung auf ein normales Leben mit dir alleine lasse! Ich bin eine Dunkelelfe und keine dumme Elfe! Ich werde euch schön begleiten - zu deinen Silberbärten. Denen ist doch glatt zuzutrauen, dass die unser Prinzesschen ins Dunkelmoor verbannen, wenn die die Hosen voll haben! Ich traue euch kein Stück!“

„Ach, und das kommt von einer diebischen Dunkelelfin!“, erwiderte Goran schnippisch. Er kochte vor Wut. Man konnte es ihm an seiner roten Nasenspitze ansehen. Doch was sollte er tun? Er konnte Monelina nicht dazu zwingen zu verschwinden. Sie war viel schneller als er und beherrschte einiges an Magie. Er traute ihr zwar nicht und mochte sie auch nicht, aber besser er hatte sie im Blick, als wenn sie in den Schatten ihr Unwesen trieb.

 

Während sich die beiden Streithähne ereiferten überlegte Zauberella, ob sie ihnen von dem letzten Einhorn erzählen sollte. Doch irgendwie traute sie keinem von den Beiden so richtig. Und so behielt sie es lieber vorerst für sich.

Goran hievte Rupold auf den Karren. „Wir müssen los!“ grummelte er. Immer noch wütend auf die Dunkelelfe und setzte den Holzkarren in Bewegung. Zauberella war sich noch unsicher, entschied sich aber, Goran zu folgen. Denn sein wir mal ehrlich, was sollte sie sonst tun? Und auch Monelina folgte Zauberella fröhlich pfeifend auf Schritt und Tritt. Quietscher, der sich aus den Streitereien fein säuberlich herausgehalten hatte,  spielte sich nun als Beschützer auf. Er blieb ganz nah bei der kleinen Fee, um die Neulinge in seinem skeptischen Blick zu behalten.

Auf dem Weg ins Dorf der Zwerge schwiegen alle. Bis auf Monelina, die fröhlich pfeifend hinter Zauberella her lief. Als Goran dann mal ein Stückchen vorweg ging, hielt Monelina Zauberella dazu an, etwas langsamer zu gehen. „Hey Prinzesschen“, sagte sie, als Goran außer Hörweite war und Zauberella drehte sich um. „Hör auf, mich so zu nennen!“ zischte die kleine Fee. „Okay, okay. Ganz ruhig“, flüsterte Monelina. Wieso flüstert sie denn jetzt, fragte sich Zauberella gerade in Gedanken, als Monelina erneut Anlauf nahm. „Okay, also Fee der Aureole,“ sagte sie, doch auch hier unterbrach die kleine Fee die Dunkelelfe: „Auch so will ich nicht genannt werden. Ich habe einen Namen!“ Monelina verdrehte die Augen. „Na gut!“, sagte sie genervt, „Und wie lautet der?“ 

Jetzt wurde Zauberella schnippisch: „Du weißt doch sonst alles. Finde es doch heraus!“ Da blieb Monelina überrascht stehen. „Nicht schlecht!“, sagte sie bewundernd, „so langsam bekommst du Biss! Vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung für dich!“ Zauberella wollte so tun, als ob ihr Monelinas Worte egal wären, doch man konnte ihr ansehen, dass sie sich geschmeichelt fühlte. Monelina versuchte es nochmal mit ungewohnt sanfter Stimme: „Okay, ehrlich jetzt. Ich würde wirklich gerne wissen, wie du heißt.“ Da lenkte Zauberella ein: „Ich heiße Zauberella“, antwortete sie. „Dein ernst?“, entfuhr es Monelina und Zauberella war sofort wieder eingeschnappt. Das merkte Monelina natürlich und versuchte zu retten, was zu retten war: „Okay, okay, entschuldige! So war das nicht gemeint! Ist nur ein ziemlich ungewöhnlicher Name.“, sagte sie schnell. „Ungewöhnlicher als Monelina?“, fragte Zauberella und Monelina musste lachen. „Na, jetzt kommst du aber in Fahrt!“ quiekte sie vergnügt.

Dann holte die kleine Dunkelelfe tief Luft. „Okay, hör zu. Was der Baum da mit dem letzten Einhorn gesagt hat, könnte ein Problem werden.“ Zauberella erschrak. Woher wusste sie das denn jetzt schon wieder, dachte sie. Aber abstreiten hätte ja keinen Sinn gehabt. Also siegte die Neugier. „Wieso?“, fragte die kleine Fee und Monelina antwortete auf dem Fuße: „Naja“, sagte sie, „Einhörner gibt es schon lange nicht mehr. Nur noch in Geschichten. Zumindest kenne ich Niemanden, der je eines gesehen hätte. Manche halten sie sogar für Fabelwesen. Also für Märchen, verstehst du? Ich selbst war mir bis heute nicht sicher, ob es sie überhaupt mal gegeben hat.“

Zauberella wusste nicht was sie darauf antworten sollte. Sie war sich sicher, dass es Einhörner gegeben hat. Doch wenn es nun keine mehr gab, was war mit ihnen geschehen? Und wie sollte sie dann die Prophezeiung erfüllen? Der kleinen Fee wurde plötzlich sehr warm. So, als ob sie wütend werden würde, aber das war es nicht. Sie bekam ganz langsam ein rötliches Gesicht, sodass auch Monelina sehen konnte, dass irgendwas nicht stimmte. „Was ist los? Bist du jetzt geschockt?“, fragte sie wahrhaftig besorgt. „Ich … ich“, stammelte Zauberella und ging in die Knie. Dann fingen plötzlich ihre Augen an zu leuchten.

Monelina handelte sofort. Sie fuchtelte mit den Händen vor Zauberellas Gesicht herum. „Nein, nein, nein, nein. Bleib bei mir!“, rief sie so laut, dass es auch Goran hörte. Sofort ließ er den Karren stehen und kam angerannt. „Was ist los? Was ist passiert?“ rief er aufgeregt. Dann stemmte er seine Arme in die Hüfte und schaute Monelina vorwurfsvoll an: „Was hast du getan?“, fragte er anklagend. „Nichts habe ich getan!“, antwortete Monelina hektisch, „Geh zur Seite schnell!“ Gekonnt vollführte sie eine Reihe kompliziert aussehender Bewegungen mit ihren Händen. Dadurch entstanden glitzernde Fäden, die sich – wie eine Kugel – um Zauberella herum legten. „Was machst du da? Hör auf damit!“, rief Goran und griff nach Monelina. Da stieß die kleine Dunkelelfe ihn mit der Schulter weg. „Lass das!“, rief sie, „Ich muss mich beeilen! Unser Prinzesschen hat einen Ausbruch!“ „Ausbruch?“, fragte Goran. Er verstand nicht, was das heißen sollte. Doch dann kamen ihm plötzlich die Worte mit dem Feuerzauber in den Kopf und er wurde nervös. „Ausbruch!“, rief er angespannt, „Na dann mach, dass es aufhört!“

Monelinas Gesicht verzehrte sich unter der Kraft der kleinen Fee und sie stöhnte. „Arg, was glaubst du denn, was ich hier tue? Ich kann sie aber nicht lange unter Kontrolle halten. Du kannst dir nicht vorstellen wie stark sie ist! Irgendetwas muss das auslösen. Hilf mir! Such danach!“

Goran schaute sich sofort um. „Auslösen?“, flüsterte er nervös, „Was denn? Wo denn?“ Er lief los und suchte panisch mit seinen Augen die ganze Gegend ab. Er suchte nach etwas, das nicht normal aussah. Dann blieb er schlagartig stehen und versteckte sich im hohen Gras. Das, was er da sah, verschlug ihm den Atem. Das konnte einfach nicht sein. Das waren doch nur Geschichten, dachte er. Kindermärchen, nichts weiter! Mit offenem Mund saß er da und stammelte: „Beim Barte des Tautalus!“

Fortsetzung folgt…

Autor: Jens Pätz

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