Mein erster Schultag
Kapitel 1
Ein großer Tag für Lena
Heute ist mein erster Schultag. Ich freue mich schon lange darauf und bin total aufgeregt. Endlich bin ich groß genug - um in die Schule zu gehen. Mein großer Bruder geht schon in die vierte Klasse. Er kann schon richtig lesen und schreiben.
Ich verrate euch jetzt ein Geheimnis. Ich kann das noch nicht. Ich habe aber oft so getan als könnte ich es. Einfach um mich groß zu fühlen. Während Felix oft so tat als würde er lesen, einfach um zu schlafen. Ich kritzelte irgendwelche Blätter voll oder saß vor einem riesigen Stapel Bücher und war total konzentriert, während ich in einem davon herumblätterte. Wenn Mama oder Papa mich angesprochen haben, sagte ich immer: „Pssst … nicht jetzt! Ist gerade eine spannende Stelle.“
Ich denke Mama und Papa glauben wirklich, dass ich schon lesen und schreiben kann. Auf jeden Fall haben sie mich immer ganz doll gelobt. Und irgendwie hatte ich deswegen immer ein schlechtes Gewissen. Aber jetzt ist das egal. Denn jetzt ist es endlich so weit. In der Schule werde ich richtig lesen und schreiben lernen!
Die halbe Nacht konnte ich nicht schlafen, so aufgeregt war ich. Eine Million-Milliarden Fragen gingen mir durch den Kopf. Wie wird das wohl sein – zur Schule gehen? Wer wird mit mir in eine Klasse gehen? Was bekomme ich für eine Lehrerin? Oder bekomme ich gar einen Lehrer? Muss man wirklich die ganze Zeit still sitzen?
Das mit dem still sitzen hat mich am meisten beschäftigt. Das schaffe ich nämlich ganz bestimmt nicht. Papa sagt immer ich bin ein echter Zappelphilipp. Und ich zapple wirklich viel. Aber nur weil still sitzen so langweilig ist!
Beim Frühstück sind alle wie immer. Bin ich denn die Einzige, die so aufgeregt ist? Die ganze Zeit wackle ich mit den Beinen und rutsche auf dem Stuhl umher. Dann ist es plötzlich wieder so weit. Papa schaut mich an und sagt: „Na du Zappelphilipp?“ Sofort höre ich auf zu zappeln. Oh Gott, ich werde bestimmt in der Schule nicht still sitzen können.
Dann schaut mich Mama an und lächelt: „Das wird schon. Du wirst sehen – es gibt keinen Grund aufgeregt zu sein. Und in der Schule klappt das dann bestimmt auch mit dem still sitzen.“ Mit offenem Mund gucke ich sie an. Ich bin fassungslos! Kann sie etwa meine Gedanken lesen?
Papa steht auf und bringt seinen Teller in die Küche. Das heißt, das Frühstück ist vorbei. Sofort zische ich los ins Badezimmer. Ich kann es kaum noch abwarten endlich loszufahren. Vorher muss ich aber noch mein schönstes Kleid und meine neuen Schuhe anziehen.
Apropos Kleid - wo ist das eigentlich? In meinem Zimmer habe ich schon alle Schränke durchwühlt: „Mama, Mama, mein Kleid ist weg! Das war bestimmt Felix!“ rufe ich während ich in die Küche laufe. Doch Mama kommt mir schon mit dem Kleid entgegen: „Ganz ruhig Lena. Ich habe es nur nochmal gebügelt.“ lacht Sie. „Was soll denn dein Bruder mit deinem Kleid? Das sähe doch komisch aus.“ Jetzt muss ich auch lachen, weil ich mir Felix in meinem Kleid vorstelle. „Er würde bestimmt hübsch aussehen.“ Sage ich und Mama kriegt sich vor Lachen kaum noch ein.
Gut, das Kleid und die Schuhe habe ich an. Jetzt sind nur noch die Haare dran – also wieder ab ins Bad! Mama bürstet meine Haare jeden Morgen. Normalerweise mag ich das überhaupt nicht. Da sind oft so kleine Knoten drin und dann ziept das so. Also, Mama nennt dass zumindest ziepen, wenn sie mir meine Haare vom Kopf rupft. Aber heute lasse ich es ohne Meckern über mich ergehen. Denn heute soll alles perfekt sein – auch meine Haare.
Ich schaue nochmal in den Spiegel und finde mich wirklich gelungen. „Ich bin fertig, wir können los!“ rufe ich. Papa steht schon an der Haustür und hat meinen neuen Schulranzen in den Händen. Im Ranzen sind mein tolles Federmäppchen - das ich mir selbst ausgesucht habe - und ein paar Heftchen.
Als Papa mir den Schulranzen umschnallt, lacht Mama plötzlich los. Lacht sie etwa über mich? Ich stampfe mit den Füßen auf und schaue Mama böse an: „Du lachst ganz schön viel heute, oder?“ Sofort hält sich Mama die Hand vor den Mund.
„Entschuldige mein Schatz, aber dieses Bild ist wirklich göttlich. Der Schulranzen ist ja fast so groß wie du.“ Danach streicht sie mir über die Wange, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und sagt: „Toll siehst du aus mein Schatz. Später werden noch Fotos gemacht. Die werden bestimmt richtig schön.“
Ja, ja, toll sehe ich aus. Also ich weiß ja noch nicht so recht, ob ich ihr das als Entschuldigung durchgehen lasse. Es bleibt aber keine Zeit zum nachdenken.
Als nächstes gibt mir Mama eine riesige bunte Schultüte. Die ist unheimlich schwer und auch wieder fast so groß wie ich! Sofort schaue ich böse zu Mama hoch. Und tatsächlich, sie hält sich schon wieder die Hand vor den Mund. Aber was soll‘s, ich habe jetzt Wichtigeres zu tun.
Ich will nämlich meine Schultüte natürlich sofort öffnen, komme aber nicht weit. Denn Papa sagt, dass ich mich noch gedulden muss, da man die Schultüte erst öffnen darf, wenn der erste Schulbesuch vorbei ist.
„Na gut!“ antworte ich etwas enttäuscht. Doch ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen. Wenn ich seitlich linse, kann ich vielleicht was erkennen. Aber Pustekuchen – das Krepp ist total dicht. Während ich versuche etwas zu sehen, schiebt mich Papa schon mal durch die Tür ins Treppenhaus.
Auf dem Weg nach unten, bin ich mittlerweile beim Abtasten der Schultüte angekommen. Doch durch das dicke Papier kann ich noch nicht mal erfühlen was drin ist. Das Ding ist ja schlimmer als Geschenke von Felix. Da kommt man auch immer nirgends ran, weil er die jedes Mal mit einer ganzen Rolle Paketband zukleistert! „Och, Pfff!“ atme ich entmutigt aus, als ich merke, dass ich tatsächlich warten muss bis der ganze Spuk vorbei ist.
Kapitel 2
Der große Wal
Unten angekommen steigen wir ins Auto und fahren los. Als wir an der Schule sind empfängt uns eine nette Frau auf dem Pausenhof, die uns erklärt wo wir die Aula finden. „Durch den Eingang links, dann den Gang hinunter und dann rechts in den großen Saal.“ Sagt sie und lächelt mich dabei an.
Ich verstehe aber nur „bla bla“ und großer Wal. Glücklicherweise haben Mama und Papa mehr verstanden. Auf dem Weg zum großen Wal laufe ich mit erstauntem Blick durch die Gänge. Es gibt so viel zu sehen. Überall hängen selbst gemalte Bilder. Und alles ist so riesig. Zum Glück sind Mama und Papa dabei.
Mein Bruder Felix muss jetzt hoch in den 1. Stock. Dort ist sein Klassenzimmer. Komischerweise hat er keine Schulsachen dabei, während ich hier mit diesem riesen Ranzen rumlaufen muss. Wie immer unfair!
Von oben ruft er mir noch zu "Viel Spaß Lenchen! Das wird gut! Du wirst sehen!" und grinst mich mit beiden Daumen nach oben an. Dann ist er ruck, zuck verschwunden. So schnell, dass ich noch nicht mal meckern kann. Er weiß genau, ich mag es nicht, wenn er mich Lenchen nennt. Mein Name ist Lena und nicht Lenchen. Lenchen nennt man kleine Kinder. Aber ich bin jetzt groß!
Während ich mich noch ärgere, kommen wir am großen Wal an und es stellt sich heraus, dass ein großer Saal gemeint war. Was natürlich auch mehr Sinn ergibt, als das wir um die Ecke auf einen dicken Fisch treffen würden. Die nette Frau auf dem Pausenhof hatte sich bestimmt versprochen!
Papa schiebt mich in den großen Saal und ich schaue mich um. Von meinen Freunden ist niemand da. Noch nicht einmal meine beste Freundin Pia. Hoffentlich kommt die noch. Und hoffentlich kommt sie auch in meine Klasse.
Ich bekomme ein mulmiges Gefühl und drücke Mamas Hand. Doch Papa beruhigt mich: „Die kommen bestimmt noch!“ sagt er und streicht mir über den Kopf. So langsam reicht’s aber. Kann Papa jetzt etwa auch noch meine Gedanken lesen? Doch dann fällt mir auf, dass er mir über die Haare gestrichen hat: „Oh, Papa! Meine Haare!“ meckere ich ihn im Flüsterton an. Es soll ja kein anderer mitbekommen.
„Oh entschuldige Prinzessin.“ antwortet er extra laut. Na toll, jetzt haben es bestimmt alle gehört. Ich ziehe an Mamas Arm: „Mama, Papa ärgert mich!“ Mama antwortet: „Ach das hat der Papa bestimmt nicht so gemeint.“ Dann schaut sie sich weiter um.
Ja, ja, bestimmt nicht so gemeint. Und ob er das so gemeint hat. Ich kenn doch meinen Papa. Aber dieses Mal kommt er mir nicht so davon!
Ich schaue zu Papa hoch und grinse ihn an: „Papa? Darf ich nachher ein bisschen von der leckeren Schokolade, die du gestern gegessen hast?“ Da wird Mama hellhörig: „Welche Schokolade denn, Schatz?“ Papa zuckt zusammen. Ich zwinkere ihm zu und gucke dann zu Mama hoch: „Na die Leckere, die dir Oma geschenkt hat.“ Jetzt schaut Mama Papa an: „Hast du etwa meine Schokolade gegessen?“ Daraufhin schaut sich Papa hektisch um: „Oh man, das ist ja schon so voll hier.“ Dann läuft er schnell los und ruft: Wir müssen uns unbedingt einen Platz suchen, bevor alles besetzt ist.“ Und Schwups ist er auch schon in der Menschenmasse verschwunden.
Nach einer kurzen Weile sehen wir ihn hastig winkend vorne an der Bühne stehen. Mama rennt sofort los und zieht mich hinterher. Warum hat sie es denn jetzt so eilig? Als wir um die Ecke biegen wird es mir klar. Ich sehe Pia bei Papa sitzen und es sind nur noch zwei Plätze frei. Sofort fange ich an Mama zu schubsen: „Lauf doch!“ rufe ich aufgeregt, während ich versuche sie vor mir her zu schieben.
Eine große Frau mit Hut nimmt jetzt auch Blickkontakt mit den freien Stühlen auf. Oh nein! Jetzt wird es eng. Sie winkt einem älteren Mann zu. Mehr stolpernd als laufend kommen Mama und ich bei der Frau an. Ich quetsche mich durch ihre Beine hindurch und flutsche schnell auf den freien Platz neben Pia.
Als sich die große Frau mit Hut wieder umdreht will sie ihre Tasche auf mir abstellen und erschreckt sich, als sie bemerkt, dass da jemand auf dem Stuhl sitzt. „Oh, Entschuldige bitte Engelchen. Ich habe dich gar nicht gesehen.“ Sagt sie und dreht sich sofort wieder um. Dann fuchtelt sie mit der Hand in der Luft herum und ruft: „Andere Richtung Rudi! Hier ist doch schon besetzt.“ Und weg ist sie.
„Gerade noch rechtzeitig!“ rufe ich Mama zu und tippe mit meiner Hand auf den freien Platz neben mir. Dann drehe ich mich um und grinse Pia an. Pia grinst zurück: „Die komische Frau wollte ihre Tasche auf dich stellen.“ Sagt sie und wir müssen beide lachen.
In diesem Moment tippt mich Papa an. „Feiner Schachzug mit der Schokolade.“ Zwinkert er mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Dabei sieht es fast so aus, als wäre er ein bisschen stolz auf mich. Dann tippt Mama Papa an und flüstert: „Glaub mal nicht, dass das vergessen ist Robert. Über die Schokolade reden wir noch!“ Aber ein Klopfgeräusch auf dem Mikrofon rettet ihn.
Vorne steht die Frau Rektorin und begrüßt uns alle. Danach werden die Lehrer vorgestellt. Aber bevor wir erfahren, in welche Klasse wir kommen, gibt es eine Aufführung. Die spannen uns ja ganz schön auf die Folter, denke ich mir noch, aber dann beginnt auch schon die Show.
Wie sich herausstellt, ist die Aufführung richtig lustig. Einige Schüler haben ein Puppenspiel mit bunten Fingerpuppen vorbereitet. Und die Puppen sagen zwischendurch immer wieder so witzige Sachen. Eine muss sogar zwischendurch aufstoßen und der Junge zu dem die laut rülpsende Fingerpuppe gehört wird vom Fleck weg mit einem scharfen Blick der Rektorin ermahnt. Daraufhin entschuldigt sich die Puppe schnell: „Entschuldigung. Zu viel Kohlensäure.“
Na nu, die Stimme kenne ich doch! Und Tatsache, hinter der Wand kommt kurz ein bekanntes – frech grinsendes - Gesicht hoch. Na, das ist ja wieder klar, dass das Felix war. Deswegen hatte er keine Schulsachen dabei! Die machen heute für uns die Vorführung. Mama hält sich die Hände vor’s Gesicht und guckt beschämt nach unten, während Papa eifrig applaudiert.
Als die Aufführung vorbei ist, stellen sich die Klassenlehrer nochmal einzeln vor und rufen die Kinder auf, die jetzt mit Ihnen in die Klasse gehen sollen. Pia und ich halten uns ganz fest an den Händen. Da ertönt auch schon Pia’s Name durch die Lautsprecher und sie geht nach vorne. Ich hätte sie am liebsten gar nicht losgelassen. Was ist, wenn ich in eine andere Klasse komme? Gar nicht auszudenken wie doof das wäre. Mama drückt mich und will mir gerade noch etwas sagen, als ich meinen Namen höre. Sofort stürme ich los. Voller Übereifer stolpere ich die Stufen zur Bühne hoch und lege mich fast noch lang. Ein Raunen geht durch die gesamte Menge. Doch Pia kann mich im letzten Moment auf- fangen und ich höre die Erleichterung aus dem Publikum - während ich mit Pia loslachen muss. Was für ein Tag!
Als endlich alle Kinder vollständig sind, sagt unsere Klassenlehrerin, Frau Söllner, noch etwas zu den Eltern, was ich aber wieder nur halb verstehe. Dann gehen wir in unseren neuen Klassenraum. Schon wieder wird mir mulmig. Gehen Mama und Papa jetzt nach Hause? Holen sie mich später wieder ab? Warum hat Frau Söllner so genuschelt? Das konnte doch niemand verstehen! Oh Gott, Mama und Papa haben das bestimmt auch nicht verstanden und wissen jetzt nicht, was sie machen sollen!
Aber es bleibt keine Zeit um weiter nachzudenken. Als wir im Klassenraum ankommen, hat Frau Söllner für jedes Kind ein Namensschild dabei. Sie ruft uns der Reihe nach auf und macht sich einen Plan - wer wie heißt und wo wer sitzt.
Nun bekommt jeder von uns ein Blatt, auf das wir unseren Namen schreiben sollen. Darunter ist ein kleines Bild, das wir ausmalen dürfen. Danach sollen sich alle in einen Stuhlkreis setzen und wir spielen ein Spiel, um uns besser kennenzulernen. Jeder muss sich ein Tier aussuchen und erklären, warum er gerade dieses Tier sein möchte. Das macht riesen Spaß. Pia und ich werden mit der Zeit immer aufgedrehter und Frau Söllner muss uns gleich am ersten Tag zur Ruhe ermahnen. Ok, das ist nicht so toll gelaufen. Aber ich habe ja jetzt ein paar Jahre Zeit um daran zu arbeiten.
Nachdem wir uns besser kennengelernt haben, wird noch etwas gebastelt. Dann holt Frau Söllner unsere Eltern herein. Guck mal an, meine Eltern sind auch mit dabei. Na, da habe ich mir ja ganz umsonst Sorgen gemacht.
Zum Schluss macht Frau Söllner mit uns und unseren Eltern noch einen Rundgang durchs Schulhaus, damit wir wissen, wo die anderen Klassen, das Schulbüro und die Toiletten sind.
Als der Gong ertönt ist der erste Schultag auch schon wieder vorbei. Doch es gibt noch eine Überraschung. Als wir nach draußen gehen, wartet auf dem Schulhof ein Fotograf auf uns. Es sollen Bilder von unserem ersten Schultag gemacht werden. Na, das hätte mir ja auch mal wer sagen können. Aber egal. Ich bin vorbereitet! Die Haare sind gekämmt, mein Kleid ist wunderschön und meine Schuhe glänzen. Das Foto wird bestimmt ein Knaller!
Danach geht es dann aber auch wirklich nach Hause. Unterwegs hält Papa nochmal an und sagt: er müsse nur noch kurz etwas besorgen. Als er wiederkommt, hat er Mamas Lieblingsschokolade in den Händen. Die, die er ihr heimlich weggefuttert hatte. Mama steht die Freude ins Gesicht geschrieben.
Ja ich weiß, es war vorhin vielleicht etwas gemein von mir. Aber der Papa hat’s ja wieder gerichtet.
Kapitel 3
Home Sweet Home
Zu Hause angekommen freue ich mich schon vor der Haustür darauf, endlich meine Schultüte aufzumachen! Aber als die Tür auf geht, gibt es schon die nächste Überraschung. Es duftet nach meinem Lieblingskuchen. Oma und Opa haben den langen Weg auf sich genommen, um heute meinen ersten Schultag mit mir zu feiern.
Sie haben die Zeit genutzt und das Mittagessen zubereitet. Auf dem Tisch steht mein Lieblingsessen – Spaghetti mit Tomatensoße und Fleischbällchen. Die ganze Wohnung duftet herrlich lecker nach frisch gebackenem Zitronenkuchen und Oma und Opa tanzen singend in der Mitte des Raumes.
Was für ein Tag. Sofort renne ich zu ihnen und umarme sie. Opa macht wieder Faxen: „Na, na, nicht so fest. Du erdrückst mich ja. Guck mal, die Oma läuft schon rot an.“ Und wie immer haut meine Oma ihm auf die Schulter: „Ach, Walter. Du erzählst immer einen Stuss. Ich hab`s doch gern, wenn mich meine Kleine so fest drückt.“ Dann gibt sie mir einen dicken Schmatzer auf die Stirn: „So, und jetzt mach mal schnell deine Schultüte auf, sonst wird das leckere Essen kalt.“
Fix fummle ich das Krepp auf. Bei dem tollen Essen ist die Schultüte ja fast zweitrangig. Aber neugierig bin ich dann doch, was drin ist. Kaum habe ich das Krepp aufgefummelt, sehe ich eine Puppe, die ich mir schon lange gewünscht habe, und freue mich riesig. Außerdem sind da noch weitere Stifte für mein Federmäppchen und auch ein paar kleine Süßigkeiten in der Schultüte. Damit sich der nächste Zahnarztbesuch auch lohnt, wie Papa immer sagt.
Nachdem ich alle Geschenke rasant begutachtet und für toll befunden habe, kann ich es kaum noch erwarten, die himmlischen Fleischbällchen und den leckeren Zitronenkuchen zu essen. Am Tisch darf ich auch endlich wieder nach Herzenslust zappeln und zur Feier des Augenblicks verkneift sich Papa auch jeden Kommentar.
Nach dem Mittagessen bin ich so vollgegessen, dass ich mich kaum noch bewegen kann. Opa tippt mir wie immer auf den vollen Bauch und sagt: „Ziehst du Arm und Beine ein, könntest du eine Murmel sein.“ Auch wenn ich das schon so oft gehört habe, ist es immer wieder zum schießen.
Nach dem Kaffee sagt Mama, dass es jetzt noch in den Zoo geht. Damit wir meinen ersten Schultag nochmal so richtig feiern können. Es ist kaum zu glauben, aber heute jagt wirklich eine Überraschung die Nächste.
Ich überlege kurz, ob ich wirklich Arme und Beine einziehe um zum Zoo zu kullern. Entscheide mich dann aber doch für den aufrechten Gang. Was für ein toller Tag, den ich bestimmt niemals vergessen werde.
Jetzt bin ich ein Schulkind mit Lesen, Schreiben und viel Spaß auf dem Pausenhof. Ich freue mich jeden Tag darauf meine Freunde zu sehen und gehe gerne zur Schule. Es gibt da auch nichts, wovor man aufgeregt sein müsste – ihr werdet sehen!
Eure Lena
Autor: Jens Pätz