Heinrich der Hahn sorgt für Aufruhr

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Heinrich der Hahn und seine Freunde

Es lebte vor gar nicht mal so langer Zeit ein Hahn auf einem Bauernhof und sein Name war Heinrich. Heinrich hatte viele Freunde. Obwohl er gerne eingebildet über den Hof stolzierte und nie genau zuhörte, wussten die Tiere, dass Heinrich im Grunde seines Herzens ein netter Hahn war. Er hatte den Esel, den Hund, das Schwein, die Kuh, das Schaf und das Pferd als Freund. Jeden Tag spielten sie fangen und viele andere lustige Spiele.

Doch eines Tages hörte Heinrich wie der Bauer zu seiner Frau sagte: „Vergiss morgen nicht die Torte zu machen.“ „Welche Torte?“ fragte die Frau. „Na, Heinrich soll doch braten!“ antwortete der Bauer. Heinrich wurde angst und bange. „Ich soll gebraten werden? Dafür bin ich doch viel zu hübsch!“ dachte er sich und schlich davon.

Er rief alle Freunde zu sich und erzählte was er gehört hatte. Das Pferd schüttelte den Kopf: „Nein.“ sagte es. „Das kann ich mir nicht vorstellen.“ Doch Heinrich blieb dabei: „Ich habe es mit meinen eigenen Ohren gehört!“ sagte er. „Und das soll mit einer Torte gefeiert werden?“ fragte der Esel. Heinrich war außer sich: „Na, wenn ich es euch doch sage!“ „Oh je, was sollen wir nur machen?“ fragte die Kuh. „Wir retten Heinrich!“ sagte der Hund entschlossen.

So machten die Tiere einen Plan. Der Hund jagte das Schaf mit lautem Gebell und lenkte so den Bauern ab. Der Esel öffnete ein Küchenfenster über dem Ofen. Das Pferd beugte sich durch das Fenster und zog mit einem starken Biss den Schlauch vom Herd. Heinrich, das Schwein und die Kuh standen Schmiere. Ohne den Schlauch funktionierte der Ofen nicht. Und wenn der Ofen nicht funktionierte, konnte auch niemand gebraten werden.

Der Bauer aber bemerkte den kaputten Herd und machte sich daran, ihn zu reparieren. Als die Tiere das sahen, waren sie enttäuscht. „Das hat nicht geklappt!“ blökte das Schaf. Aber der Hund blieb entschlossen: „Wir schaffen das. Dann muss eben ein anderer Plan her! Aber jetzt dürfen wir nicht auffallen.“ sagte er. Die Tiere nickten und schlichen in ihre Bestallungen.

Mit Anbruch der Nacht trafen sich die Tiere im großen Stall, um einen neuen Plan zu schmieden. Das Schwein hatte schon eine Idee: „Als mein Futtertrog einmal zerbrochen war,“ sagte es „musste ich auf einen neuen Trog warten, bis ich etwas zu fressen bekam.“

„Das ist schlau!“ sagte der Hund. „Wenn es keine Töpfe und Pfannen gibt, kann auch nichts gebraten werden.“ Das Pferd nickte: „Warum sind wir nicht gleich darauf gekommen?“ fragte es. „Gut Ding will Weile haben.“ sagte die Kuh. Heinrich sah aber nicht aus, als wenn er „Weile“ hätte: „Gut Ding will Weile haben?“ fragte er. „Uns läuft die Zeit davon! Jetzt Schluss mit Weile und lieber ein bisschen Eile – aber zz!“ und er rannte los.

Die anderen Tiere schauten ihm verdutzt nach. Als Heinrich das bemerkte, blieb er stehen: „Na kommt schon Leute! Was ist los?“ Der Esel fragte kleinlaut: „Was ist ZZ?“ Heinrich ließ den Kopf hängen und atmete tief durch: „Das heißt: ziemlich zügig. Können wir jetzt? Ja?“

Heinrich der Hahn und der Esel

Als der Esel das hörte, drehte er sich zu den Tieren um und fing an zu lachen: „Ih ah, ih ah, ach so, ziemlich zügig. Das ist witzig.“ Als die Tiere den Esel lachen hörten, mussten sie auch lachen. Und alle lachten herzhaft zusammen. Alle außer Heinrich. Der stand hinter dem Esel und wedelte wie wild mit den Flügeln: „Hallo! So lustig ist das auch nicht! Es wird Zeit!“ Der Hund nickte beim Lachen und sagte: „Ja stimmt, aber der Esel sieht wirklich zum schießen aus Heinrich!“ „Ja, schön! Es geht ja auch nur um mein Gefieder und nicht um euren Pelz.“ grummelte Heinrich. Der Hund nickte wieder und sagte: „Ja, du hast ja recht! “„Ja, du nickst, aber die Uhr tickt!“ antwortete Heinrich. Und so schlichen die Tiere erneut zum Bauernhaus.

Der Esel öffnete die Tür. Der Hund ging zuerst rein. Das Schwein, das Schaf, die Kuh und das Pferd bildeten eine Kette nach draußen zum Stall. So fingen sie an, alle Töpfe und Pfannen aus dem Bauernhaus zum Stall zu reichen. Am Ende der Kette flitzte Heinrich hin und her, um die ganzen Töpfe und Pfannen im Stroh zu verstecken.

Im Haus knallte es auf einmal „PENG“. Heinrich erschrak: „Was war das?“ Ganz vorne wurde getuschelt: „Nu in Pfn run fan.“ Heinrich verstand nur die Hälfte und wurde immer nervöser: „Was ist das? Was ist los? Wie bitte?“ Der Hund erzählte es dem Esel, der Esel dem Schwein, das Schwein dem Schaf, das Schaf der Kuh und die Kuh dem Pferd - bis die stille Post bei Heinrich ankam: „Nur eine Pfanne runtergefallen.“

„Was?“ rief Heinrich. „Und der Bauer? Ist er aufgewacht?“ Und wieder ging die stille Post los. Vom Pferd zur Kuh, von der Kuh zum Schaf, vom Schaf zum Schwein, vom Schwein zum Esel und vom Esel zum Hund. Der Hund antwortete und Heinrich verstand wieder nur die Hälfte. „Nn s t al ru.“ Und so ging die Antwort vom Hund zum Esel, vom Esel zum Schwein, vom Schwein zum Schaf, vom Schaf zur Kuh, von der Kuh zum Pferd und das Pferd erzählte es Heinrich: „Nein, es ist alles ruhig.“ sagte das Pferd schließlich. Heinrich war erleichtert.

Am nächsten Tag kam der Bauer in den Stall und alle Tiere waren unruhig. Sie redeten alle durcheinander. Hinter dem Bauern kam die Bauersfrau mit einer riesigen Torte in den Händen. „Die Torte hier? Wozu?“ fragte die Kuh. „Soll die etwa für einen von uns sein?“ fragte das Schwein. „Aus welchem Grund?“ fragte der Hund. Da fiel Heinrich plötzlich ein, dass er ja Geburtstag hat.

Von all dem durcheinander Gerede der Tiere würde jeder andere Mensch nur: „Wuff Mäh Grunz Muh.“ hören. Der Bauer schaute den Tieren zu und wollte nicht stören. Er kannte seine Tiere und wusste, was sie erwarten: „Jetzt mal alle Ruhe bitte! Heinrich soll doch raten!“

Da fiel es Heinrich wie Schuppen von den Augen. Der Bauer sagte gar nicht er soll braten. Er sagte: „er solle raten.“ Heinrich war erleichtert und alle freuten sich, dass Heinrich einfach mal wieder nicht richtig zugehört hatte.

Die Tiere feierten Heinrichs Geburtstag und waren froh. Der Bauer setzte sich mit Schwung ins Stroh. „Na nu, was ist denn hier so hart?“ fragte der Bauer empört. Aber die Tiere feierten und taten, als hätten sie nichts gehört.

Und was lernen wir aus der Geschichte hier? Richtig zuhören ist sehr wichtig für Mensch und Tier!

Autor: Jens Pätz