Das sonderbare Mädchen
Eines Tages kam ein neues Mädchen in den Kindergarten. Alle hielten sie für sonderbar, weil sie nur in Reimen sprach. „Warum redest du so komisch?“ fragte die kleine Marla das Mädchen. Das Mädchen antwortete: „Ich rede doch nicht komisch, das wär ja ungeheuer. Quasi astronomisch und irgendwie bescheuert.“ Dann ging sie weiter. Marla stand mit offenem Mund da: „Astro … was?“ fragte sie noch - aber das Mädchen war schon außer Hörweite.
Je mehr das Mädchen sprach, desto mehr Kinder fingen an in Reimen zu sprechen. „Hallo Frau Kindergärtnerin, ich hab da was im Sinn. Ich hätte gern noch einen Tee. Wäre das Okay?“
Die Kindergärtnerinnen wunderten sich über die Kinder, die jetzt nur noch in Reimen sprachen, aber sie fanden es auch lustig. Und so machten sie selber mit: „Hallo liebe Kinder, wir spielen jetzt ein Spiel. Die Sachen des Erfinders. Gewinnen ist das Ziel.“
Es dauerte nicht lange und alle im Kindergarten sprachen nur noch in Reimen. Als die Eltern ihre Kinder abholten waren sie sehr verwundert, dass sich alles reimte, was ihre Kinder erzählten: „Wir waren fast nur draußen, ich konnte kaum verschnaufen. Es hat so viel Spaß gemacht. Hab gar nicht an die Zeit gedacht. Jetzt bist du schon hier und holst mich ab, kann ich noch spielen kurz und knapp?“
Die Eltern fanden das sonderbar. Marla’s Mama fragte Marla, warum sie so komisch reden würde. Marla antwortete: „Ich rede doch nicht komisch, das wär ja ungeheuer. Quasi astronomisch und irgendwie bescheuert.“ Marla's Mama stand mit offenem Mund da: „Astro … was?“ fragte sie noch - aber Marla war schon außer Hörweite.
Die Eltern schauten sich verdutzt an. Doch dann begannen sie selbst zu reimen, ohne dass sie es bemerkten: „Ich sehe mein Kind dort spielen. Eines unter vielen. Doch redet es in Reimen. Wird das wohl so bleiben?“ Eine andere Mutter drehte sich um: „Das kann ich wohl verneinen, zumindest glaub ich’s nicht. Aber auch Sie sprachen jetzt gerade in Reimen - fast wie ein Gedicht.“ Dann mussten alle lachen.
Jetzt mischte sich auch ein Vater ein: „Was soll ich meiner Frau bloß sagen, wenn sie das Kind reden hört? Ich möchte mich nicht beklagen, aber ich bin leicht verwirrt.“ „Sagen sie das ist normal - es reimen ja jetzt alle gar. Wenn’s nicht so wär, dann wär’s fatal, denn dann wär‘s Kind wohl sonderbar.“
Und so fingen auch die Eltern an zu reimen. Dann die Freunde der Eltern und es dauerte nicht lange, da reimte das ganze Land und wer nicht reimte, war sonderbar.
Eines Tages kam dann ein sonderbares Mädchen in den Kindergarten. Es redete ohne zu reimen. Marla kam und sagte: „Du redest ja so komisch. Das ist ja ungeheuer. Quasi astronomisch und irgendwie bescheuert.“
Das sonderbare Mädchen fragte erstaunt: „Astro … was?“ Marla schaute sie an: „Keine Ahnung was das heißen soll aber es klingt doch toll.“ sagte Marla und zuckte mit den Schultern. Da lächelte das sonderbare Mädchen und sagte: „Ich bin Luisa. Willst du meine Freundin sein, auch wenn sich nicht alles reimt was ich sage?“ Marla überlegte kurz. Dann nahm sie Luisa an der Hand und sagte: „Klar! Lass uns spielen. Ich zeige dir unsere ganz tolle Spielecke.“
Und so hörten die Kinder nach und nach wieder auf zu reimen. Dann hörten die Kindergärtnerinnen auf zu reimen. Danach die Eltern, die Freunde der Eltern und schon bald das ganze Land.
Und was lernen wir aus der Geschichte? So wird sonderbar normal und normal wird sonderbar. Aber egal wie du bist, es ist gut so wie es ist.
Autor: Jens Pätz