Das Haus am Ende der Straße

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Kinder zu Halloween Lukas und Lucy aus der Gruselgeschichte Das Haus am Ende der Strasse - schlummerienchen.de

Es ist wieder soweit. Die Halloween-Nacht steht bevor. Eine Nacht, in der angeblich die Grenze zwischen unserer Welt und einer geheimnisvollen anderen Seite durchschritten werden kann. Eine mystische Nacht der verwunderlichen Ereignisse und sonderlichen Begegnungen. Aber schauen wir mal, was uns erwartet.

Heute erzähle ich euch die Geschichte von Lukas, Lucy und dem Haus am Ende der Straße. Vielleicht hat sich die Geschichte so zugetragen...

...Lucy und Lukas sind seit klein auf beste Freunde und gehen auf dieselbe Schule. Heute Abend ist es soweit. Beide freuen sich schon riesig auf die bevorstehende Halloween-Nacht. Lukas muss noch einiges organisieren. Er findet seinen Süßigkeiteneimer zu klein. Es muss etwas Größeres her. Lucy kann nur mit dem Kopf schütteln: „Du spinnst doch, Lukas. Wie viele Süßigkeiten willst du denn essen?“ Aber Lukas ist sich seiner Sache sicher: „Es geht doch nicht darum, wie viel ich essen will. Ich muss einen Jahresvorrat anlegen.“ Grinst er.

Zu Hause angekommen macht er sich gleich ans Werk. Bewaffnet mit einem Filzstift durchsucht er den Vorratsschrank und wird schnell fündig. Der große Eimer für den Garten sollte der Aufgabe gewachsen sein. Wie passend, dass dieser auch gleich orange ist. Eifrig malt er eine Kürbisfratze auf den Eimer. Jetzt noch alte Stoffreste aus Mamas Nähzimmer mit Papas Heißklebepistole als Futter eingeklebt und aus dem alten Eimer ist ein riesiger Halloween-Sammelbehälter geworden.

Lukas seine Eltern stehen staunend in der Tür. „Was der Junge nicht alles kann, wenn er denn will!“ Sagt Lukas Papa höhnisch zur Mama. Lukas Mama nickt nur stumm und beide schauen ihrem Sohn bei der eifrigen Arbeit zu.

Irgendwie hat sich Lukas aber die Erlaubnis für den Rieseneimer auch verdient. Er wollte nämlich zu Halloween als Monster gehen. Doch seine Eltern haben das verboten. Sie befürchteten, dass das Kostüm zu gruselig für Lukas seinen kleinen Bruder sein könnte. Deshalb weiß Lukas auch noch nicht, als was er sich verkleiden soll. Dass sein kleiner Bruder Moritz dieses Jahr mit auf die Süßigkeiten-Tour gehen soll, weiß er auch noch nicht. Doch das soll sich jetzt ändern.

Als Lukas die Neuigkeit erfährt, protestiert er lautstark: „Was? Aber, der ist doch so langsam. Da bekomme ich ja nie meinen Eimer voll!“ Lukas Vater fasst seinem Sohn auf die Schulter und sagt mit hauchender Stimme: „Ja, mein Sohn, das Leben kann schon schwer sein!“ Dann lacht er: „Aber weißt du was? Dafür weißt du jetzt bestimmt, als was du zu Halloween gehen kannst.“ Lukas versteht nicht ganz: „Hä? Was hat denn das damit zu tun?“ „Naja.“ Sagt der Papa. „Geht beide als Mumie. Dann müsst ihr sowieso langsam gehen.“ Kaum ausgesprochen, müssen Lukas Eltern herzhaft lachen. Doch, auch wenn es als Witz gemeint war, Lukas gefällt die Idee und er macht sich sofort daran, sein Kostüm zu gestalten.

Bei Lucy zu Hause geht alles etwas ruhiger vonstatten. Sie hat längst alles vorbereitet und übt nun noch ihre Bewegungen. Lucy geht nämlich als schwarze Katze. Konzentriert schaut sie ihrem Kater Felix zu und äfft ihm alles nach was er macht. Sie hockt auf dem Boden und leckt ihren linken Handrücken ab. Dann reibt sie mit der gleichen Hand ihr linkes Auge. Das klappt schon ganz gut.

Schwieriger ist es aber, den linken Fuß hinter das linke Ohr zu bekommen. Denn das macht Felix gerade. Und Lucy gibt ihr Bestes. Sie verbiegt ihr Bein so gut es geht und versucht sich hinterm Ohr zu kratzen. Als sie ihren Kopf quer zum Fuß legt, sieht sie ihre kleine Schwester Sarah grinsend in der Tür stehen: „Was machst du denn da?“ Lucy versucht zu antworten, während sie nach Luft schnappt: „Hör auf … zu lachen! ... Ich übe … eine … Katze … zu sein.“ Sagt sie gerade noch und purzelt dann nach hinten weg.

Lucy’s kleine Schwester findet das lustig und macht sofort mit. Jetzt sitzen beide vor Felix und äffen ihn nach. Das kommt dem Kater aber komisch vor. Sofort hört er auf sich zu kratzen. Mit hochgestreckter Pfote sitzt er nun still da und bewegt sich keinen Millimeter mehr. Dabei beobachtet er die beiden Mädchen. „Als ob man die Pause-Taste gedrückt hätte.“ Flüstert Lucy und Sarah muss kichern. Da springt Felix auf und rennt zur Tür. An der Tür angekommen dreht er sich nochmal um als wolle er sagen: „Nur Blödsinn im Kopf - die Kinder.“ Dann verschwindet er.

Lucy ist sichtlich enttäuscht: „Na super.“ Dann schaut sie ihre kleine Schwester an: „Hast du dein Kostüm noch nicht an?“ Sarah schüttelt frech grinsend ihren Kopf. „Na, dann aber hopp jetzt. Wir wollen bald los!“ ruft Lucy und springt auch auf.

Kurze Zeit später treffen sich die beiden Familien auch schon für die Süßigkeiten-Tour. Auf der Straße herrscht buntes Treiben. Überall laufen verkleidete Kinder lachend über die Gehwege. Einige springen hinter Büschen hervor und versuchen Fremde zu erschrecken. Andere hüpfen und kichern. Lukas und Lucy aber laufen direkt zu den Häusern. Sarah gibt ihr Bestes um an den beiden dran zu bleiben. Unterwegs hört man Lukas rufen: „Auf geht’s! Keine Zeit für Kindereien! Der Abend ist kurz und mein Eimer ist groß!“ Sein Ruf klingt fast schon wie ein Kampfschrei. Lukas sein kleiner Bruder aber ist mal wieder der Langsamste. Er schlurft hinterher und nölt: „Wartet auf mich. He Lukas. Warte!“ Dann hört Lukas seinen Vater rufen: „Nimm deinen kleinen Bruder mit!“ „Ja.“ Stöhnt Lukas und wird etwas langsamer.

Die vier laufen von Tür zu Tür. An jedem Haus rufen sie lautstark: „Süßes oder Saures!“ Lukas sein großer Eimer sorgt nicht nur einmal für ausgedehntes Schmunzeln bei den Leuten. „Da könnte ich ja alle meine Süßigkeiten hineinwerfen und der wäre immer noch nicht voll.“ Sagt ein älterer Mann lächelnd. „Och, tun sie sich keinen Zwang an!“ Grinst Lukas zurück. Und er bekommt tatsächlich ein Bonbon mehr.

Auf dem Weg zum letzten Haus schaut Lukas betrübt in seinen Eimer: „Scheibenkleister! Gerade mal halb voll und nur noch ein Haus. Das wird nix mehr!“ Während Lukas sich noch ärgert, fängt sein kleiner Bruder Moritz wieder an zu nörgeln: „Du kriegst doch schon immer mehr! Das ist voll unfair! Ich habe noch gar nicht so viel.“ Doch Lukas beruhigt ihn: „Ach was. Wenn wir zu Hause sind, kriegst du was ab.“

Am letzten Haus angekommen sind plötzlich alle hellauf begeistert. Haus und Garten sind richtig schön geschmückt. Überall sind Kürbisse aufgestellt und falsche Spinnweben wurden auch aufgehängt. „Iiiih, guck mal! Da sind sogar falsche Spinnen drin. Wie eklig!“ kreischt Sarah. „Die bewegen sich sogar. Wie genial ist das denn!“ ruft Lukas erstaunt zurück. Doch Lucy scheint auch nicht so begeistert zu sein: „Genial? Überhaupt nicht genial. Bäh, widerlich!“ sagt sie angewidert und schüttelt sich vor Ekel.

Kinder zu Halloween verkleidet. Lukas und Lucy an der Tür für süßes oder saures

Auf der Türschwelle angekommen vollführen Lukas und Lucy ihre übliche Show, um mehr Süßigkeiten zu ergattern. Dann öffnet eine alte Frau die Tür. „Krass!“ flüstert Lukas. „Die ist als Hexe verkleidet.“ Sarah stellt sich hinter Lucy: „Das sieht voll echt aus!“ flüstert sie ganz leise. Lucy nimmt sie an die Hand. „Keine Angst! Das ist nur eine nette alte Frau - die mit uns Halloween feiert.“ „Na, dass ist aber ein großer Bottich!“ sagt die alte Frau, als sie Lukas seinen Eimer sieht. „Da müssen wir aber dolle was reinfüllen.“ Dann schüttelt die alte Hexe so lange Süßigkeiten hinein bis der Eimer voll ist. Lukas traut seinen Augen kaum. Mit einem breiten Grinsen steht er da und bedankt sich artig für die ganzen Süßigkeiten.

Glücklich über diese Halloween-Nacht spazieren die Vier zurück zu ihren Eltern. Da rennt Lukas plötzlich nochmal zurück zum Haus. „Was machst du denn da Lukas? Willst du noch mehr?“ ruft ihm Lucy hinterher. „Ach Quatsch! Ich will mir die Hausnummer merken. Da muss ich nächstes Jahr nochmal hin.“ Grinst er. Und? Fragt Lucy als er wieder zurück ist. „128!“ sagt Lukas stolz. „Das wird ab jetzt meine Glückszahl!“

Bei den Eltern angekommen zeigt Lukas - immer noch ganz aufgeregt - den vollen Eimer. „Wow, da hast du aber ganz schön Gas gegeben was?“ entfährt es seinem verblüfften Vater. Und auch die Mama staunt nicht schlecht. „Wie hast du das denn hinbekommen?“ Lukas grinst überlegen: „Die alte Frau am Ende der Straße hat mir den halben Eimer gefüllt.“ sagt er und schiebt sich genüsslich eine Süßigkeit in den Mund.

Lukas Papa aber kratzt sich nachdenklich am Kopf: „Am Ende der Straße sagst du? Das alte Haus?“ Da Lukas den Mund noch voll hat, antwortet Lucy für ihn: „Ja, die 128. Da ist es total gut geschmückt. Aber irgendwie auch eklig mit den ganzen Spinnen und so.“ sagt sie und schüttelt sich wieder bei dem Gedanken an die widerlichen Krabbeltierchen.

Lukas und Lucy’s Eltern aber schauen sich überrascht an. „Die 128? Ich dachte die steht leer!“ Sagt Lucy’s Mama plötzlich. „Das zerfallene alte Ding?“ fragt die Mama von Lukas. Und Lucy’s Papa nickt: „Ja, das ist die 128. Soweit ich weiß, soll das Haus bald abgerissen werden!“ Nun schauen sich alle mit fragenden Gesichtern stumm an. Dann lacht Lucy’s Papa plötzlich los: „Ach, da haben sich die Kinder bestimmt in der Hausnummer geirrt!“ Und alle atmen erleichtert auf und lachen mit. „Ach ja, Kinder!“ fügt Lukas Papa noch im gehen noch hinzu. „Jetzt wollen wir aber nach Hause. Es ist Schlafenszeit.“

Zu Hause angekommen muss Moritz sofort ins Bettchen. Lukas darf noch etwas wach bleiben, bevor es auch für ihn Zeit wird. Sein Papa gibt ihm noch einen Gutenachtkuss und deckt ihn zu. „Papa?“ sagt Lukas leise. „Ja?“ antwortet sein Papa. „Ich bin mir ganz sicher, dass da 128 stand.“ „Ach herrje.“ stöhnt Lukas Papa. „Denkst du immer noch darüber nach?“ Dann setzt er sich kurz zu Lukas aufs Bett. „Was glaubst du denn? Dass das Ganze ein Spuk war? Ein Geisterhaus? Oder sowas?“ fragt er. Lukas überlegt kurz und schüttelt dann den Kopf: „Nein! So was gibt es ja gar nicht.“ antwortet er dann im Brustton der Überzeugung. „Na siehst du!“ sagt sein Papa. „Weißt du Lukas, manchmal denken wir wirklich, wir hätten etwas gesehen. Wir sind felsenfest davon überzeugt. Aber unser Gedächtnis spielt uns einen Streich. Das ist ganz normal. Und jetzt wird geschlafen.“ Sagt er weiter. Dann gibt er Lukas noch einen Kuss auf die Stirn und geht zur Tür.

„Papa?“ sagt Lukas nochmal. „Was denn?“ fragt Lukas Papa im Flüsterton. „Wir können ja morgen nochmal Moritz fragen, ok? Der hat es bestimmt auch gesehen.“ Da muss Lukas Papa herzhaft lachen. „Na, jetzt wirst du aber albern.“ Sagt er und macht das Licht aus. „Du weißt genau, dass Moritz den ganzen Abend bei uns war - du Schlingel! So schnell wie du weg warst, kam dein Bruder doch gar nicht hinterher. Da wollte wohl einer mit Lucy alleine sein - was?“ grinst er.

Lukas kann kaum glauben, was er da hört und liegt still und starr in seinem Bett. Bevor er aber etwas sagen kann, spricht sein Vater weiter: „Schon gut mein Junge. Ich verrate es keinem.“ Zwinkert er. „Jetzt wird aber geschlafen du flitzende Mumie.“ Dann schließt er die Tür und Lukas hält seine Bettdecke ganz fest. Mit offenen Augen liegt er in seinem Bett und flüstert: „Aber, wer war die kleine Mumie?“

Das ist eine gute Frage! Die Hausnummer könnte Lukas am nächsten Tag überprüfen. Aber wer war der kleine Junge im Mumienkostüm. Sein Bruder wohl sicher nicht! Vielleicht nur ein anderer Junge, der Anschluss gesucht hatte? Oder war es vielleicht ein Wesen aus einer anderen Welt, das in der Halloween-Nacht seinen Schabernack trieb?

Vielleicht hat sich die Geschichte aber auch ganz anders zugetragen und ich habe euch nur einen Bären aufgebunden. Tja, wir werden es wohl nie erfahren. Aber eines ist sicher. Zu Halloween ist alles möglich. Also seht euch gut vor und nehmt euch in Acht und habt eine schaurig schöne Halloween-Nacht.

Autor: Jens Pätz