Bei den Hartmanns knallt es

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Kleines Mädchen in Kleid mit roten Haaren vor Zimmertür gezeichnet als Cartoon aus der Gute Nacht Geschichte - Bei den Hartmanns knallt es - Autor: Jens Pätz - schlummerienchen.de

Familie Hartmann wohnt eigentlich in einem ruhigen Haus. Doch immer wieder knallt es bei den Hartmanns. Papa Hartmann ist mächtig genervt. Und auch Mama Hartmann kann das Knallen nicht mehr hören! Aber was knallt denn nun so heftig den ganzen Tag? Ja, das Problem ist hausgemacht. Der quirlige Sohn, Tobi Hartmann, knallt mit seinen 10 Jahren den lieben langen Tag die Türen zu.

Papa Hartmann hat ihm bestimmt schon an die tausend Mal gesagt, er solle die Türen nicht zuknallen. Sie hätten eine Klinke, und das nicht ohne Grund! Tobi nickt dann immer brav und entschuldigt sich. Danach hält die Erleuchtung aber nur gefühlte fünf Minuten und wieder knallt es bei den Hartmanns.

Neben Tobi Hartmann haben Mama und Papa Hartmann noch eine kleine Tochter – Tina Hartmann. Tobi mag seine kleine Schwester sehr. Doch Tina ist gerade mal 5 Jahre alt und hat sich schon des Öfteren so richtig doll erschreckt, wenn Tobi eine Tür zugeknallt hat. Vor Schreck fing Tina sogar schon mal an zu weinen.

Mama und Papa Hartmann schimpfen dann wie die Kesselflicker aber Tobi ist Beratungsresistent - wie Oma Hilde immer sagt. Was wohl so viel heißt wie: Man kann sich den Mund fusselig reden, aber Tobi lernt einfach nicht dazu.

An Tinas 6. Geburtstag spielt Tobi mit seiner kleinen Schwester „Verfangen“. Das ist eine Mischung aus Verstecken und Fangen. Wenn man gefunden wurde, darf man noch wegrennen. Erst wenn man dann auch wirklich gefangen wurde, ist der andere dran.

Tina ist ziemlich gut im verstecken, was wohl daran liegt, dass sie noch so klein ist. Sie passt wirklich in die ungewöhnlichsten Verstecke rein. Da kommt Tobi beim Suchen so manches Mal ganz schön ins Schwitzen. Nur im Weglaufen ist Tina ihrem großen Bruder unterlegen. Doch, das will sie heute ausgleichen.

Als Tobi seine kleine Schwester endlich gefunden hat, springt sie quiekend auf und rennt los. Tobi flitzt natürlich gleich hinter ihr her. Quietschend springt Tina ins nächste Zimmer und schnappt, noch im Laufen, nach der Tür.

Es kommt, was kommen muss: Mit Schwung schlägt die Tür ins Schloss und es knallt – aber richtig. Danach hört man Tobi schreien.

Mama und Papa Hartmann sprinten sofort los. Als sie die Zimmertür öffnen, sitzt Tobi weinend auf dem Boden und hält sich den Kopf und die Knie. Er hat großes Glück gehabt, dass seine Finger nicht eingeklemmt wurden. Trotzdem hat es ihn erwischt. Er war so im Laufen, dass er mit Schmackes gegen die Tür gerannt ist. Kopf und Knie sind quasi gleichzeitig aufgeprallt. Vor Schreck fing er an zu heulen und - das gibt bestimmt auch ein paar Beulen.

Papa Hartmann hat nur einen strafenden Blick für Tobi übrig. Aber Mama Hartmann nimmt Tobi trotzdem in den Arm und tröstet ihn. „Was ist denn passiert?“ fragt sie mitfühlend und streicht Tobi über den Kopf. Als Tobi sich wieder etwas beruhigt hat, schluchzt er: „Die blöde Kuh hat mir die Tür vor der Nase zugeschlagen.“ Mama Hartmann ist sofort empört: „Na, sag mal! Wie redest du denn von deiner kleinen Schwester? Das will ich aber nicht nochmal hören! Hörst du?“

Tobi senkt den Kopf als wolle er sich ducken und entschuldigt sich kleinlaut. Dennoch protestiert er leise: „Ja, aber hätte sie nicht die Tür geknallt, dann wäre nichts passiert!“ Dann schaut er zu Tina hinüber, die sich verlegen hinter Papas Bein versteckt und ruft: „Türen haben Klinken! Die knallt man nicht!“

Bei diesen Worten aus Tobis Mund schauen sich Mama und Papa Hartmann erstaunt an und müssen schmunzeln. Als Tobi das sieht, will er sich sofort beschweren. Doch dann bemerkt er selbst, was er gerade gesagt hat. Nämlich dasselbe, was Mama und Papa ihm seit langem schon tagtäglich vorgebetet haben. Und worauf er einfach nicht hören wollte. Doch jetzt wo Tobi sich selbst die Tränen aus dem Gesicht wischt, ist ihm wohl endlich die lang ersehnte Erleuchtung zu Teil geworden. Was so viel heißt wie, dass er es endlich verstanden hat. „Halleluja!“ ruft Papa Hartman laut und hebt die Hände Richtung Himmel. Dabei muss jetzt selbst Tobi schmunzeln.

Mittlerweile hat sich auch Oma Hilde hinzugesellt und schaut Tobi mitleidig an. „Na, mein großer Junge?“ sagt sie. „So ist das eben im Leben. Wer nicht hören will muss fühlen!“ Dann lächelt sie und fügt frischweg hinzu: „Aber, bis du heiratest sind die paar Schrammen längst vergessen! Komm mal mit. Wir gehen jetzt alle ins Wohnzimmer und da gibt es Omas leckeren Streuselkuchen mit ordentlich Sahne oben drupp! Hm?“

Ja, Omas Streuselkuchen hat auf wundersame Weise schon so manche Träne vertrieben und Streithähne lernten sich wieder zu lieben. Beim vergnügten Mampfen des leckeren Gebäcks kann einfach keiner dem anderen mehr böse sein. Und so entschuldigt sich auch Tina nochmal bei ihrem großen Bruder. Den Mund voller Streuselkuchen beugt sie sich zu Tobis Knie hinunter und versucht zu Pusten. Mit vollem Mund klappt das allerdings nicht so gut. Und so zeigt sie nach oben und sagt: „Gug! Da ohm wiegd es!“ Da müssen alle herzhaft lachen, während Tina versucht nichts von dem leckeren Streuselkuchen aus dem Mund zu prusten.

Von da an herrschte wieder Ruhe und Frieden im Hause Hartmann. Unglaublich, aber wahr – die Türklinken wurden von da an endlich benutzt…

Autor: Jens Pätz

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